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Ausbruch aus der Geheimtipp-Sphäre

Winzerfamilie Jauslin aus Muttenz (BL, Schweiz)

Ausbruch aus der Geheimtipp-Sphäre

Spätestens mit der Auszeichnung zum besten Schweizer Pinot-Noir-Wein und dem weltweit zweiten Platz an der Mondial des Pinots im August 2018 hat die Muttenzer Winzerfamilie Jauslin ihr weitherum bekanntes Können unter Beweis gestellt. Mit der Aufnahme ihres gekrönten Pinot Noirs „Hohle Gasse 2016“ in das Mémoire des Vins Suisse am Freitag, 12. April 2019 in Basel dürfte es mit dem Geheimtipp vieler Weinfans vorbei sein.

AKM, 16.4.19 Die vielfältige Palette der Jauslin-Weine im baselländischen, nahe bei Basel und der deutschen Grenze gelegenen Dorf Muttenz ist bei der weinliebenden regionalen Bevölkerung und in Schweizer Fachkreisen längst ein Geheimtipp. 1982, nach neunzehn Jahren nebenamtlicher Tätigkeit übertrug Vater Jauslin den von ihm in zweiter Generation als Hobbywinzer betreuten Rebberg an seinen Sohn Urs. Kelterte der Hobbywinzer seine Trauben noch im Keller des umgebauten Bauernhauses, baute der neue Besitzer nach der Winzerlehre mit der Unterstützung seines Vater seine Weinkellerei in Sichtweite des Rebbergs. „Ein Jahr später brachte ich als erster Profiwinzer in der Familie meinen ersten eigenen Pinot Noir heraus.“ In der Stimme des heute 56-Jährigen, für umweltschonende Produktion einstehenden Winzers schwingt berechtigter Stolz und ungebrochene Leidenschaft. Zehn Jahre nach der Hochzeit bot sich die Gelegenheit, den elterlichen Bauernhof seiner Frau Regula in ein Wohnhaus mit Weinladen umzubauen. Gemeinsam entwickelten die beiden so aus dem früheren 1-Hektar-Rebberg einen stattlichen 6,5-Hektar-Betrieb, der heute aus 10 Rebsorten auf zwei unterschiedlichen Bodentypen 40‘000 Flaschen produziert.

Rebberg der Familie Jauslin, Muttenzer Wartenberg

Im Schweizer Weingedächtnis eingebrannt

Genau wie die hohle Gasse in Schillers Drama „Wilhelm Tell“ dürfte sich der Jauslin-Erfolgsträger „Hohle Gasse 2016“ ins Gedächtnis der Schweizer Weinfreunde einprägen. Die renommierte Vereinigung Mémoire des Vins Suisses (MdVS) erhob das Gewächs Mitte April in den Adelsstand. Seit ihrer Gründung im Dezember 2002 öffnet die aus Winzern, Journalisten und Gastronomen bestehende Vereinigung jeweils im Frühling ihre Schatzkammer. Darin lagert eine lückenlose Sammlung von heute 57 hochklassigen teils über zehnjährigen Schweizer Weinen, die von den Mitgliedswinzern jährlich mit je sechzig Flaschen des neuen Jahrgangs alimentiert wird. Jauslins finessenreicher, eleganter, von floral-fruchtiger, mineralischer und dezenter Vanillenote geprägter Pinot-Noir mit langem Abgang lässt keinen Burgunderfan kalt. „Das Geheimnis dieses Weins liegt im Assemblieren von Weinen aus verschiedenen Toplagen des vorderen, eher trockenen, muschelkalkhaltigen und des hinteren, eher tonhaltigen, feuchteren Untergrunds des Muttenzer Wartenbergs. Der geehrte Pinot-Noir „Hohle Gasse 2016“ weist den von mir bevorzugten Burgundercharakter auf“, sagt Jauslin über sein prämiertes Gewächs. Im milden Klima des im Dreieck zwischen Vorjura, Vogesen und Hochrheinebene liegenden Moränenhügels wachsen indessen auch Rebsorten wie Sauvignon Blanc, RieslingxSilvanger (Müller-Thurgau), Pinot Gris, Bacchus, Garanoir, Gamaret und Diolinoir.


Nachwuchs steht bereit

Von den zwei Söhnen arbeitet der erstgeborene Adrian (23) seit zwei Jahren mit innovativen Ideen im väterlichen Betrieb mit. „Ich lasse meinen Leuten in der Weinproduktion viel Freiheit und stehe nur mit Rat zur Seite, um Fehler vermeiden zu helfen“, umschreibt Urs Jauslin seinen Führungsstil als Chef von zwei festangestellten Mitarbeitern und vielen Aushilfen. „So sind alle motiviert, kreativ mitzudenken und für die Herstellung hochstehender Weine alles zu geben.“ Nur damit lässt sich das inzwischen auf 15 Weine angewachsene Jauslin-Sortiment erklären. Es versteht sich von selbst, dass nach einigen Lehr- und Wanderjahren im Ausland auch Sohn Adrian in den elterlichen Betrieb eingetreten ist und mit Erfolg bereits seine eigene Pinot-Noir-Kreation anbietet. Für Nachwuchs ist in jeder Hinsicht gesorgt!

Bilder-Galerie

1 Regula Jauslin vor ihrer Reblage.
2 Weinsortiment mit Strahlkraft
3 Adrian Jauslin keltert im elterlichen Betrieb seinen eigenen Pinot Noir.
4 Muschelkalkboden Muttenzer Wartenberg


Coole Cracks präsentieren ihre besten Weine

Junge Schweiz Neue Winzer, 28.3.19


Anne-Claire Schott, Twann